
Der diesjährige Verbandsanlass thematisierte den eHealth-Readiness Ländervergleich der Bertelsmann-Stiftung. Rainer Thiel legte anhand seiner Studie #SmartHealthSystems Gründe für das schlechte Abschneiden der Schweiz dar. Sie positioniert sich gerade mal auf Rang 14 von 17. Der Unternehmer Jan Vichr präsentierte zudem Apps, welche auch ohne staatliche Vorgaben zur Gesundheitsprävention beitragen können. Die IG eHealth hat zum Ziel, die Schweiz zusammen mit Gesundheitsfachverbänden auf einen besseren Rang zu bringen. Sie schlägt eine gemeinsame Strategieentwicklung mit Gesundheitsfachverbänden vor.
Mit dem Ziel „Gemeinsam das Wissen erhöhen, gemeinsam die Gesundheit verbessern“, versammelten sich am Verbandsanlass der IG eHealth vom 3. September 2019 rund 40 Vertreterinnen und Vertreter aus Verbänden. Die Vision, eine gemeinsame Strategie „Digitale Gesundheit Schweiz“ zu erreichen, wurde besonders durch das Referat von Dr. Rainer Thiel, Director bei empirica Communication and Technology Research, über „Digitalisierungsstrategien im internationalen Vergleich: Was die Schweiz von anderen Ländern lernen kann“, bestärkt. Thiel stellte die Studie #SmartHealthSystems vor. Darin wurden insgesamt 17 Länder anhand eines Index auf den vorhandenen Digital-Health untersucht. An der Spitze stehen Estland und Kanada. Sie verfügen einerseits über ein gutes politisches Vorgehen und einen hohen digitalen Reifegrad. Andererseits besteht eine vernetzte tatsächliche Datennutzung. Die Schweiz hingegen befindet sich auf Rang 14 und bewegt sich somit in der Schlusslichter-Gruppe mit Frankreich, Deutschland und Polen. Die Auswertung der Studie zeigt auf, dass die Schweiz zwar über rechtliche Rahmenbedingungen und institutionelle Regelungen im digitalen Gesundheitswesen verfügt, jedoch die Infrastruktur und Anwendung fehlt. Der Datenaustausch für ein erfolgreiches digitales Gesundheitswesen muss sektorenübergreifend auf nationaler Ebene stattfinden.
Wie kann sich nun die Schweiz im Ranking nach vorne kämpfen? Erfolgreiche Länder zeichnen sich durch ausgeprägte und stark verankerte Strategien aus und gehören auch in der tatsächlichen Nutzung zu den Spitzenreitern. Denn es besteht ein Dreiklang zwischen effektiver Strategie, politischer Führung und koordinierenden nationalen Institutionen. Gerade für die Schweiz bedeutet dies, dass die nationale Einbindung von allen Institutionen und Akteuren zentral ist. Die Akzeptanz digitaler Anwendungen im Gesundheitswesen muss bei sämtlichen Anspruchsgruppen sowie bei den Bürgern als strategische Aufgabe verstanden werden. Jan Vichr, Founding Partner von Canopei, zeigte in diesem Zusammenhang aus der Sichtweise eines Bürgers auf, wie die Digitalisierung in Form von täglich tragbaren Messgeräten, Apps und anderen technischen Hilfsmittel zur Demokratisierung und Personalisierung der Gesundheitsdaten führen. Der Mensch kann seine Gesundheit präventiv und ohne staatliche Unterstützung erhalten und verbessern.
Am diesjährigen Verbandsanlass konnten abschliessend die Bereiche „Strategie“ und „Leadership“ als eindeutige Lücken und Probleme der Schweiz ermittelt und diskutiert werden. Die Schweiz benötigt eine politische Führung, welche Zielvorstellungen formuliert. Alle relevanten Akteure des Gesundheitswesens müssen hinter diese Ziele vereint werden. Auch Urs Stromer, Präsident der IG eHealth knüpfte daran an. Er betonte die Wichtigkeit der IG eHealth und deren Investition in die Vernetzung mit den Verbänden. Denn nur ein gemeinsames Vorgehen kann die Schweiz in der Digitalisierung des Gesundheitswesens weiterbringen, Projekte mit Mustercharakter aufbauen und ein national harmonisiertes System mit breiter Akzeptanz schaffen. Aus diesem Grund setzt die IG eHealth nun auf die gemeinsame Erarbeitung einer Strategie digitale Transformation des Gesundheitswesens. Voraussetzung ist, dass sich möglichst viele Gesundheitsfachverbände an den Arbeiten beteiligen.